Mit „Wo das Meer auf Hoffnung trifft“ wagt Jani Friese einen für sie ganz neuen Weg und führt ihre LeserInnen auf zwei Zeitebenen durch eine historische Geschichte, dessen Hintergrund äußerst erschreckend und an Dramatik kaum zu überbieten ist.
Klappentext
Es bleibt noch immer Norderney, denkt sich Romy. Weiße Dünen und Meeresrauschen – das ist genau das, was sie jetzt braucht, um endlich wieder durchatmen zu können Doch als sie dem attraktiven Jakob begegnet, ist es mit der Ruhe vorbei. Grund dafür ist nicht nur seine charmante Art, der Romy schlecht widerstehen kann, sondern ebenso ein siebzig Jahre alter Brief, der eines Tages unverhofft in den Briefkasten ihrer Ferienunterkunft flattert.
Als wenig später weitere Briefe auftauchen, wissen Romy und Jakob, dass sie den Schlüssel zu einem Geheimnis in den Händen halten, das all die Jahre im Verborgenen geschlummert hat. Was haben die beiden Freundinnen aus den Briefen mit Norderney zu tun, und wer ist der Mann, der die blau-weißen Fliesen in der alten Mühle angebracht hat? Jakob und Romy stoßen auf ein dunkles Kapitel aus der Vergangenheit, das ihnen unter die Haut geht und ihr eigenes Leben für immer verändert.
Über die Autorin
Jani Friese wurde 1970 geboren. Sie arbeitet als Intensivkrankenschwester und ist ausgebildete Tierheilpraktikerin und Heilpraktikerin. Die Leidenschaft, ihre Fantasien als Geschichten niederzuschreiben, entwickelte sich bereits in jungen Jahren. Einige Zeit lang verstaubten die Ideen zu vielen Geschichten in einer Hutschachtel unter ihrem Bett.
2012 begann sie wieder mit dem Schreiben und es entstand das erste Buch. Bis Jani Friese den Mut fand, das Manuskript einem Verlag vorzustellen, verging aber noch einige Zeit, weshalb „Liebe in der Toskana-Anastasia und Vincenzo“ erst 2016 veröffentlicht wurde.
Um neue Ideen für ihre Romane zu sammeln, lässt sich die Autorin auf ihren Reisen gerne vom jeweiligen Land inspirieren. Jani Friese lebt mit ihrem Mann, ihrem Pferd und dem Hund im schönen Münsterland und entspannt sich am besten in kreativen Pausen bei einem Ausritt in die Natur.
Bibliographie:
- „Liebe in der Toskana“
- „Mein Weg zurück zu dir“
- „Für immer und Du“
- „…und über uns der Himmel von Peru“
- „…als der Himmel uns berührte“
- „…über uns die Dächer von Rom“
- „Ein zauberhafter Weihnachtswunsch“
- „Wohin mein Herz dich trägt“
- „Die Insel der Wale“
- „Das Leuchten der blauen Lagune“
- „Weihnachtszauber in New York“
- „Sky-In deinen Augen das Meer“
- „Winterherzen in New York“
- „Wo das Meer auf Hoffnung trifft“
Meine Meinung
Intro
Jani Friese und ihre Geschichten sind mir über die Jahre äußerst vertraut geworden, denn ich kenne mittlerweile fast alle ihre Bücher. Was sie sich hier allerdings in den Kopf gesetzt, und dann schließlich auch zu Papier gebracht hat, zeigt eine ganz neue schriftstellerische Fassette der Autorin, die mir nicht nur unglaublich gut gefallen hat, sondern auch mein Herz bis ins Mark berührte. Bereits während des Lesens habe ich mich etwas mit der eingearbeiteten Thematik beschäftigt, und bin ehrlich gesagt noch immer sehr erschrocken darüber, dass es einerseits so etwas in der Vergangenheit überhaupt geben konnte, und andererseits, dass davon kaum jemand zu wissen scheint. Das hier eingearbeitete Thema führt den LeserIn in die finsterste Zeit der deutschen Geschichte zurück. Eigentlich sollte man sich nicht darüber wundern, dass es so etwas Unwürdiges wirklich gegeben hat, schließlich weiß man, was damals noch alles Entsetzliches geschehen ist. Dennoch ist es in meinem Kopf einfach undenkbar, wie so vieles, zu dem der Mensch fähig sein kann. Außerdem macht es mich unglaublich traurig, dass dieses Kapitel nie großartig bekannt geworden ist und es dementsprechend auch kaum Aufarbeitung in Form von Strafverfolgung oder Widergutmachung geben hat. Umso dankbarer bin ich Jani Friese, dass sie auf diese Sache gestoßen ist und ihm somit endlich nach so vielen Jahrzehnten eine Stimme gibt und es in die Welt hinausträgt. Liebevoll in die ehrenvollen und schützenden Hände von Romy und Jakob gelegt …
Zur Handlung
Romy braucht dringend Abstand von ihrem Exfreund, der ihre Trennung nicht ganz so einfach hinzunehmen vermag. Sie fährt nach Norderney und mietet sich für ein paar Wochen ein kleines Häuschen. Das Meer, der Sand und der Wind werden es schon richten und alles wieder zum Guten wenden, so glaubt sie. Doch die Hoffnung, hier endlich die nötige Ruhe zu haben, um zu sich selbst zurückzufinden und endlich die Artikel für zwei Verlage schreiben zu können, ist mit einem Mal dahin, als sich ein junger Mann in ihrem Garten zu schaffen macht. Jakob ist nicht nur überaus attraktiv, sondern auch sehr sympathisch, und ihre gegenseitige Anziehungskraft ist unverkennbar. Als dann plötzlich ein ominöser siebzig Jahre alter Brief in Romys Briefkasten liegt, der augenscheinlich ein großes Mysterium beinhaltet, tun sich die beiden zusammen, um das Geheimnis zu lüften. Sie ahnen nicht, dass sie bei ihren Recherchen auf ein absolut dunkles Kapitel stoßen, das ihren Ursprung in der Zeit des Nationalsozialismus hat, und dessen Existenz nicht umsonst unter Verschluss gehalten wurde, weshalb es bis heute nur den Wenigsten bekannt ist.
Die Figuren
In dieser Geschichte gibt es je Zeitstrang zwei handlungsführende Personen. In der Gegenwart sind es Romy und Jakob, und in der Vergangenheit Else und Marianne. Allen vier Figuren hat Jani Friese ihre intensive Aufmerksamkeit gewidmet und ihnen nicht nur eine gehörige Portion Lebendigkeit und Authentizität verliehen, sondern sie auch mit ganz viel Liebe und Empathie für ihre Mitmenschen ausgestattet.
Romy und Jakob sind zwei junge Erwachsene unserer Zeit, die sich auf eine sehr emotionale Reise begeben und den LeserIn dabei im Schlepptau mit in die Vergangenheit ziehen. Ihre Leichtigkeit und ihr knisterndes Kennenlernen treffen auf dunkle, angstvolle Schwere. Dieser Balanceakt ist der Autorin unheimlich gut gelungen. Was Menschen in lebenswidrigsten Situationen aushalten und durchleben müssen, ohne ihren Lebenswillen zu verlieren, und es schaffen, sich die unerschütterliche Kraft zu gegenseitiger Hilfe zu bewahren, wird in der Vergangenheit bei Else und Marianne deutlich. Hier begegnet man zwei unfassbar starken Frauen, die ein Band der bedingungslosen Freundschaft verbindet, welches so beeindruckend stark ist, dass selbst eine Zeit schwerster Not es nicht zu durchtrennen vermag.
Abgerundet wird die Handlung mit hier und da eingesetzten, fein ausgearbeiteten Nebenfiguren.
Der Schreibstil
Jani Frieses Schreibstil ist sehr schön flüssig und für jedermann leicht zu lesen.
Dass die Autorin wunderschöne leichte Liebesgeschichten mit tiefgründigen sozial-und gesellschaftskritischen Themen zu verbinden vermag, das weiß jeder, der schon einmal ein Buch von Jani gelesen hat. Hier allerdings setzt sie nochmal eine Schippe obendrauf, denn sie traut sich an die Ausarbeitung zweier Zeitschienen heran, bei der ja gleich zwei Handlungsabläufe konstruiert werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass sie nicht nur für sich alleinstehend schlüssig, sondern auch an essentiellen Stellen miteinander verwoben sind, um letztendlich einen Zusammenhang zu haben. Die Umsetzung dieser Aufgabe ist ihr sehr gut gelungen. Ich konnte mich sowohl in der Vergangenheit bei Else und Marianne als auch in der Gegenwart an Romys und Jakobs Seite uneingeschränkt zurechtfinden, denn der für das Verständnis der Handlungsverläufe wichtige rote Faden ist trotz der Zeitsprünge permanent gut verfolgbar.
Die Settings der jeweiligen Zeitenintervalle sind absolut bildhaft gezeichnet worden. Während ich mich bei Romy und Jakob auf Norderney am Meer mit Wind in den Haaren und Sand zwischen den Zehen sah, bauten sich viele Jahrzehnte vorher triste graue Mauern, hohe Maschendrahtzäune und uniformierte, waffenbewehrte Männern vor meinem geistigen Auge auf. Dieser starke Kontrast ist nötig für die Verdeutlichung der damaligen Geschehnisse und von der Autorin sehr gut in Szene gesetzt worden.
Gleichzeitig, und das ist ein ebenso wichtiger Teil für dieses gelungene Leseerlebnis mit Aufklärungscharakter, wird der LeserIn emotional hin-und her geschüttelt. Ein leichtes, wohliges, mit Herzklopfen versehenes Gefühl wechselt sich ab mit dem Empfinden von Angst, Einsamkeit, Schmerz und Verlust. Die mit alledem verbundenen Emotionen waren für mich fühlbar und jeweils füreinander so unheimlich wichtig. Denn schlussendlich blieb am Ende bei mir ein ganz bestimmtes Gefühl zurück: Die Vergangenheit ist dunkel, zerstörerisch, traumatisch und äußerst schwer zu ertragen, doch die Gegenwart hat die Kraft hell, freundlich, romantisch und heilend zu sein.
Fazit
Mit „Wo das Meer auf Hoffnung trifft“ ist Jani Friese über sich hinausgewachsen und hat eine aufrüttelnde und gleichzeitig herzerwärmende Geschichte erschaffen, die sich trotz ihrer dunklen und schweren Thematik eine richtig schöne Leichtigkeit behält. Sie hat dabei einer leider noch immer weitgehend unbekannten Thematik endlich die längst überfällige Beachtung geschenkt, was meiner Ansicht nach gerade jetzt nicht zeitgemäßer sein kann! Denn ganz besonders in Zeiten wie diesen sollten wir niemals vergessen, welch absolut finsteres Kapitel Teil der deutschen Geschichte ist. Wir sollten uns erinnern, und mit allem, was wir haben, verhindern, dass so etwas je wieder möglich ist.
Erklärungen zu den Bewertungen findet Ihr hier.
- Jani Friese
- Wo das Meer auf Hoffnung trifft
- Datum der Veröffentlichung: 02.05.2024
- Genre: Liebesroman/historischer Roman
- Verlag: BoD- Books on Demand
- ISBN des Prints: 978-3758388026
- Seitenzahl des Prints: 380
- Dateigröße des eBooks: 4146 KB
- Gelesenes Format: eBook
- Rezensionsexemplar: Ja + nach VÖ selbst gekauft
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