Mit „Tonkari – Das Herz des Greifen“ hat der der Autor C. J. Knittel seine Kindheitsfantasien- und Träume zum Leben erweckt. Er erschuf die Welt „Scari“ samt all seinen fremdartigen Bewohnern. Dabei haben es ihm die „Tonkari“, auch „Igelmenschen“ genannt, besonders angetan.
Klappentext
Meson Tormin ist Heermeister in der Armee eines selbstgefälligen Königs. Für sein Volk führt er Krieg gegen die Igelmenschen, die sich selbst Tonkari nennen und im nahegelegenen Wald leben. Sie sollen der Ursprung der Seuche sein, die in der Hauptstadt wütet. In einer Schlacht wird Meson von den Tonkari gefangen genommen. Während seiner Gefangenschaft findet er heraus, aus welchem Grund der König sie wirklich bekämpft.
Über den Autor
C. J. Knittel wurde 1981 in Krefeld am Niederrhein geboren. Seine ersten Geschichten schrieb er bereits in der Grundschule. Mit zwölf Jahren versuchte er sich an seinem ersten Buch, einer Geschichtensammlung, und bereits zwei Jahre später an seinem ersten Roman. Erste Veröffentlichungen folgten mit Anfang zwanzig.
Er schrieb Rezensionen über Klassiker der Science-Fiction Literatur für ein Magazin und Erzählungen als Beiträge für Anthologien. Nach einer Schaffenspause von rund zwei Jahren, in der er sich intensiv mit dem Handwerk des Schreibens beschäftigte, erschien 2010 sein erstes Buch – die Mystery-Novelle „Die Siedlung“.
C. J. Knittel lebt heute mit seiner Frau in Mönchengladbach.
Meine Meinung
Intro
Das Buch „Die Träne des Phönix“, welches im April 2019 erschien, hat mir bekanntlich bereits sehr gut gefallen, falls ihr die dazugehörige Rezension noch einmal lesen wollt, so könnt ihr dies hier tun: Die Träne des Phönix
Nachdem sein Vorgänger im Science-Fiction-Bereich zu Hause ist, hat sich C. J. Knittel mit seinem neuesten Buch „Tonkari-Das Herz des Greifen“ nun in die High-Fantasy-Richtung gewagt und ich war sehr gespannt, ob ihm dieser Spagat gelungen ist.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Autor für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Zur Handlung
Eine gefährliche Seuche sucht das Menschenvolk von Rogfa heim und rafft viele Leben dahin. Ihr Herrscher, König Willorc Narani von Aresien, beschuldigt die im nahegelegenen Wald lebenden Igelmenschen der Übertragung und schickt seine Armee gegen die „Tonkari“ in den Krieg. Heermeister Meson Tormin und seine Soldaten haben den Auftrag, die Waldwesen zu vernichten.
Doch auch wenn er selbst seine Familie an die Krankheit verloren hat, so hegt Meson leise Zweifel ob der Schuld des Waldvolkes. Erschwerend kommt hinzu, dass er sich fragen muss, warum seine Verlobte, die Prinzessin Hellrike, ihn nicht an ihren trüben Gedanken teilhaben lässt. Was verbirgt sie vor ihm? Als der Heermeister während einer Schlacht von den „Tonkarimataru“ gefangen genommen wird, droht das streng gehütete Geheimnis aufzufliegen.
Der Jäger Asawi-Tschatu wird von seinem Stamm verstoßen. Auf der Suche nach einer neuen Heimat lenkt ihn sein Weg in den dichten Dschungel, wo die Safa-Menschen leben. Sie nehmen ihn bei sich auf, doch sein Herz findet keine Ruhe. Zusehends wird es vom Groll über seine Verbannung und den Verlust seiner Ehre vergiftet.
Die Figuren
Sämtlichen Personen hat C. J. Knittel so viel Tiefe verliehen, dass sie lebendig wirken. Meson Tormin ist ist der Hauptprotagonist, ein tapferer Krieger und ein aufrichtiger Mensch, der sein Herz am richtigen Fleck hat.
Seine Verlobte Hellrike ist die Tochter des Königs und somit zukünftige Thronfolgerin. Sie hat nicht den Mut, sich gegen ihren Vater zu stellen und lässt ihre große Liebe ins Messer laufen. Sie legt eine ziemlich schwankende, ambivalente Art an den Tag, die sie mir nicht sehr sympathisch machte. Auch wenn sich im Laufe der Handlung einiges erklärte und sie sich weiterentwickelte, konnte sie für mich charakterlich nur wenig Boden gut machen.
Die im Wald lebenden „Tonkarimataru“ sind Igelmenschen und ein sehr tapferes und würdevolles Volk. Sie kämpfen unerbittlich für ihre Freiheit und den Schutz ihres Dorfes, ohne jedoch ihre Stammesehre und ihren Glauben außer Acht zu lassen. Jeder einzelne von ihnen konnte mein Herz erobern.
Asawi-Tschatu, der ursprüngich aus der Steppe stammende Tonkari, ist eine Figur mit einer düsteren und mächtigen Aura, die nichts Gutes erahnen lässt und doch eine große Faszination ausübt.
Der Schreibstil
Ich kenne den Schreibstil von C. J. Knittel bereits ein wenig von seinem Vorgänger „Die Träne des Phönix“ und kann sagen, dass er seinem flüssigen und ausformulierten Schreibstil treu bleibt.
Man spürt richtig, dass die Geschichte schon seit vielen Jahren im Kopf des Autors gereift ist. Er hat in seiner Phantasie eine ganze Welt erschaffen und diese nun gekonnt zu Papier gebracht. Die von ihm gezeichneten Bilder über „Scari“ samt all ihren Bewohnern sind richtig lebhaft und detailliert, ja, selbst der Anhang ist sehr ausführlich und zeigt die Liebe zum Detail. Dieser sogenannte „Appendix“ bietet Informationen zu Themenbereichen, die für die Story als solches nicht immer unbedingt relevant zu sein scheinen, dennoch unterstreichen sie zusätzlich die Lebhaftigkeit der erschaffenen Welt.
Größtenteils ist die Handlung spannend erzählt, aufgrund der detailreichen Erzählkunst verliert sich der Level aber an ein paar Stellen ein wenig. Dies betrifft primär Mesons Geschichte, während der Erzählstrang um Asawi-Tschatu durchweg fesselnd ist. Um die so schön ausgearbeiteten Darstellungen auszugleichen, hätte es für meinen persönlichen Geschmack hier und da noch eine Prise mehr an Dramatik und Emotionalität sein dürfen.
Die beiden parallel verlaufenden Handlungsstränge scheinen, oberflächlich betrachtet, erst einmal nichts miteinander zu tun zu haben und doch wird schnell klar, dass der Teil des vertriebenen Tonkari „Asawi-Tschatu“ erst den Beginn seiner eigenen Geschichte markiert. Zu dominant und groß wirkt sein Wesen, als dass er sich mit so wenig Raum in einer Handlung zufrieden geben würde. Und dies lässt sehr vermuten, dass ein Folgeband in Planung ist, was mich persönlich sehr freuen würde.
Fazit
„Tonkari-Das Herz des Greifen“ ist eine sehr gelungene, mittelalterlich angehauchte High-Fantasy-Geschichte. Mit „Scari“ hat C. J. Knittel eine sehr bildhaft gestaltete und liebevoll detaillierte Welt geschaffen. Sie ist bunt, duftend und vielfältig wie ein großer leckerer Eintopf. Die lebendigen Charaktere, verschiedenste fremde Lebewesen und große Schlachten bilden die Hauptzutaten und mit Gewürzen wie Freundschaft, Liebe, Hass, Tapferkeit, Feigheit, Niedertracht und dem Hunger nach Macht wird die Suppe fein abgeschmeckt. Auch wenn sie für mich noch etwas pfeffriger hätte sein können, so ist sie doch ein überaus leckeres literarisches Mahl. Sehr gern mehr davon!
Erklärungen zu den Bewertungen findet Ihr hier.
- Autor: C. J. Knittel
- Titel: Tonkari – Das Herz des Greifen
- Datum der Veröffentlichung: 01.05.2020
- Genre: High-Fantasy
- Verlag: Independently published
- ISBN des Prints: 978-1693626210
- Seitenzahl des Prints: 510
- Dateigröße des eBooks: 2588 KB
- Gelesenes Format: mobi-Datei
- Leseexemplar: ja
- Autoren-Website
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