Von „The Sky in your Eyes“ hatte ich im Vorfeld schon viel Positives gehört. Außerdem sprachen mich das Cover und das nördliche Setting sehr an. Doch konnte mich Kira Mohn mit ihrem New Adult Roman, welcher eine äußerst sensible sozialkritische Thematik aufgreift, überzeugen?
Klappentext
Selbst in der Dunkelheit kann der Himmel leuchten…
Islands Winternächte sind lang. Doch Elín mag die Dunkelheit. Allein am Strand, unter dem endlos weiten Sternenhimmel, kann sie fast vergessen, was ihr Ex-Freund über sie gesagt hat. Über ihren Körper. Über ihr Gewicht. Bis die Selbstzweifel wieder so laut werden, dass nicht einmal das Tosen der Wellen sie übertönen kann. Als sie bei einem Kochkurs Jón kennenlernt, ist sie deshalb mehr als verunsichert. Jón ist attraktiv, charmant und witzig — und interessiert sich für sie. Elíns Herz schlägt in seiner Nähe schneller, trotzdem erstarrt sie bei jeder Berührung. Denn wie kann sie sich noch einmal fallen lassen? Wenn der Aufprall am Boden alles zerstören würde, was von ihr übrig ist …
Über die Autorin
Kira Mohn hat schon die unterschiedlichsten Dinge in ihrem Leben getan. Sie gründete eine Musikfachzeitschrift, studierte Pädagogik, lebte eine Zeitlang in New York, veröffentlichte Bücher in Eigenregie unter dem Namen Kira Minttu und hob zusammen mit vier Freundinnen das Autoren-Label Ink Rebels aus der Taufe. Die Romantik darf in ihren Geschichten nicht zu kurz kommen, aber vor allem ist es ihr wichtig, Figuren zu erschaffen, die sich echt anfühlen.
Bekannt wurde die Autorin mit ihrer Leuchtturm-Reihe, dessen erster Band den Titel „Show me the Stars“ trägt. Aber auch die Kanada-Reihe mit den Bänden „Wild Like a River“ und „Free Like the Wind“ erfreut sich einer großen Leserschaft.
Kira Mohn wohnt mit ihrer Familie in München. Sie ist auf Facebook und Instagram aktiv und tauscht sich dort gern mit Lesern aus.
Meine Meinung
Intro
Der Name Kira Mohn war mir schon eine geraume Zeit geläufig, begegnet er einem in der „Leser-und Blogger-Bubble“ doch recht regelmäßig. Bisher hatte ich aber noch keine überirdischen Ambitionen, direkt zu einem ihrer Romane zu greifen und darin abzutauchen. Das mag zugebenermaßen etwas eigentümlich klingen, insbesondere dann, wenn man meinen SuB interviewen würde und dieser ausposaunen könnte, dass die „Kanada“-Dilogie der Autorin schon eine Weile auf meinem ewig überdimensionalen SuB ruht. Zu meiner Rechtfertigung möchte ich aber sagen, dass mich sowohl die Buchkleider als auch ihre inhaltlichen Teaser bei allen Veröffentlichungen der Autorin sehr ansprechen. Der intensiv ausgeprägte, ja, fast schon fieberhafte Auslöser, der den Antrieb zum Aufschlagen und Beginnen gibt, hat sich bisher aber noch nicht blicken lassen. Jede Geschichte hat ihre Zeit, und so müssen einige manchmal länger waren als andere. Aus Kennerkreisen weiß ich, dass es vielen Buchliebhabern ebenso ergeht wie mir und meinen schlummernden Lesestapeln.
Bei „The Sky in your Eyes„ war es nun so, dass das Print bereits kurz nach der Veröffentlichung im November 2021 bei mir einzog, und, auch wenn es erst einmal die anderen Wartenden auf meinem SuB begrüßen musste, nicht lange dort verweilte. Im Nachhinein würde ich sagen, dass es der Reiz auf eine Lesereise in die isländische Kälte und die Aussicht auf ein paar wundervolle Nordlichter waren, die mich schneller als gedacht dazu antrieben, Elín und Jón im hohen Norden zu besuchen. Also kuschelte ich mich in eine warme Decke und ließ mich auf die Insel aus Feuer und Eis entführen.
Warum ich diese Rezension nun erst jetzt schreibe? Das kann ich ziemlich genau sagen: ich hoffte, dass mir ein paar Wochen nach Beendigung des Buches guttun würden, ich vielleicht alles abgeklärter und damit positiver sehen würde. Weil ich es der Autorin und dieser Geschichte so gern gewünscht hätte! Aber dem war trotz aller Zuversicht nicht ganz so.
Die Wochen zogen dahin, doch die passenden Worte wollten einfach auf das Papier fließen. Sie klangen allesamt vernichtender als ich es in meinem Inneren fühlte und ausdrücken wollte. Jetzt, sieben Monate später, wage ich es und bin nun endlich zuversichtlich, den richtigen Ton und die passenden Inhalte zu treffen…
Zur Handlung
Elín mag ihren Körper nicht und hadert mit ihrem Aussehen, das nicht der gesellschaftlich vorgegebenen Norm entspricht. Bereits als Kind mochte sie sich nicht ansehen und hat bunte Aufkleber auf die Spiegelfläche geklebt. Ihr Lebensgefährte Daniel wird indes nicht müde, sie permanent darauf hinzuweisen, wie unansehnlich sie sei, und sich zu beklagen, dass er sich für sie schäme und keineswegs anziehend finden würde. Bis es Elín nicht mehr aushält. Sie verlässt ihn und zieht wieder in ihr Elternhaus in Vik.
Elín arbeitet als Sekretärin in einer Anwaltskanzlei in Solvik. Sie mag ihren Job bei dem älteren Herrn Dr. Jóhann Ólafurrsson. Privat hegt sie eine kleine Leidenschaft für das Kochen und möchte aktuell ihre Ernährung umstellen. Um sich für die Zubereitung von Gerichten ohne Nutzung von Produkten tierischer Abstammung inspirieren zu lassen, meldet sich Elín für einen veganen Kochkurs an. Dort lernt sie den Grafikdesigner Jón kennen, der nicht ganz freiwillig und als einziger Mann an diesem Seminar teilnimmt. Während augenblicklich sämtliche Kursteilnehmerinnen ein Auge auf diesen attraktiven und sehr sympathischen Mann werfen, scheint er nur Augen für Elín zu haben. Doch ihr äußerst angekratztes Selbstbewusstsein will da nicht mitmachen und lässt alle Alarmglocken gleichzeitig losschrillen…
„The Sky in your Eyes“ ist der Auftakt der „Island“-Reihe.
Die Figuren
Hier kommen wir jetzt zu einem Bereich meiner Rezensionsrubriken, bei dem ich recht zwiegespaltene Gefühle hatte.
Elín fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut, das spürt man in ihrem ganzen Sein und es zieht sich durch ihren kompletten Alltag. Ihren Selbsthass und ihre ganze zweifelhafte Sicht auf sich selbst kommt beim Leser*in auch an, was aufzeigt, dass dies detailliert und lebendig gezeichnet ist. Ich muss aber dennoch sagen, dass bei mir die gesamte charakterliche Ausschmückung von Elín als eher toxisches und zwanghaft negativ besetztes Selbstbild ankommt. Man gerät hier als Leser*in schnell in die genervte Stimmungslage und fragt sich mehr als einmal, ob diese charakterliche Zeichnung authentisch sein kann. Ich persönlich würde es nicht unterschreiben, dass sich Menschen mit Gewichtsproblemen wirklich den gesamten Tag damit befassen oder sich immer und überall davon verfolgt fühlen. Doch Elíns Geist befasst sich mit nichts anderem! Ihr gesamtes Denken und Handeln richtet sich danach aus, und das leider auch auf eine immer wiederkehrende weinerliche Art und Weise, dass man sie als Beobachter ein ums andere Mal schütteln möchte. Hier schwingt auch eine ordentliche Portion an depressiver Stimmung mit, bei der ich mir nicht sicher bin, ob das von der Autorin so gewollt war.
Noch tragischer an dem Ganzen ist, dass sich das Umfeld, wie beispielsweise ihre beste Freundin, ebenfalls permanent damit konfrontiert sieht und stimmungstechnisch immer wieder die Fahne hochhalten muss. Sophia ist ihr eine wirklich wundervolle Freundin, unterstützt und motiviert sie, doch hat man ständig das Gefühl, ohne ihren Zuspruch wäre Elín zu keinem eigenen Gedanken oder Antrieb fähig.
Jón war mir sehr sympathisch. Er ist ein besonnener, ruhiger Zeitgenosse, der wie ein Fels in der tosenden Brandung wirkt. Er besitzt feine Antennen in Sachen Sensibilität und lässt sich nicht von Oberflächlichkeit beeindrucken, sondern sieht die Seele und den Charakter des Gegenübers. Seinem sanften Charakter hätte aber sicher auch noch ein kleiner Mix aus mehr emotionalem Feuer und männlicher Wildheit gut zu Gesicht gestanden.
Die Nebenfiguren waren unterschiedlich tief ausgearbeitet. Während einige so viel Tiefe in ihrer ganzen Negativität und Arroganz in sich trugen, dass man als Leser*in durchaus Wut und Frustration empfunden hat, tauchten andere, für die Gesamthandlung durchaus wichtige Charaktere nur stimmlich am Telefon auf, weshalb ihnen eine gewisse Körperlichkeit fehlte.
Der Schreibstil
Kira Mohn hat einen leichten und gut verständlichen Schreibstil. Ich hatte keinerlei Probleme inhaltlich zu folgen und die Handlung ist in sich schlüssig.
Das Aufgreifen der Thematik „Bodyshaming“ ist heutzutage wichtiger denn je. Äußerlichkeiten bieten sehr häufig endloses Futter für Mobbing, welches gerade durch die Nutzung sozialer Medien ein zunehmend leichtes Spiel hat. Dem gilt ganz klar ein Riegel vorgeschoben! Die Nutzung schriftstellerischer Fähigkeiten für die Erschaffung von einprägsamen Geschichten zur Aufmerksamkeits-und Achtsamkeitserhöhung kann da überaus sinnvoll sein.
Für eine gute und aufrüttelnde Umsetzung bedarf es eines sensiblen und zugewandten Händchens, was der Autorin aus meiner Sicht nur teilweise gelungen ist. Neben der Protagonisten-Ausarbeitung, zu welcher ich mich im vorherigen Absatz bereits geäußert und die ich zwiespältig wahrgenommen habe, ist es außerdem wichtig, der Geschichte sowohl eine gewisse Leichtigkeit zu geben, die das Lesegefühl positiv besetzt, den Leser*in zum Beispiel schmunzeln, strahlen oder schmachten lässt, als auch einen Fokus auf bestärkende und selbstliebende Aspekte zu richten.
Leider ist die Grundstimmung hier viel zu drückend geraten und kratzt am depressiven Bereich, was den Roman schwermütig wirken lässt. Die sich anbahnenden Gefühle zwischen Elín und Jón und die Selbstakzeptanz-Ansätze haben zu wenig Strahlkraft und werden von Trübsinn und emotionaler Dunkelheit verschluckt. Diesen Aspekten fehlt es auch an Tiefe. Sie werden thematisch angerissen, aber irgendwie nicht zu Ende geführt.
Positiv zu nennen ist, dass es sehr sinnvoll ist, keine genauen Maße wie Gewicht oder Konfektionsgrößen anzugeben, denn das eigene Selbstbild ist sehr individuell ausgelegt und richtet sich nicht nach Zahlen!
Das Setting ist bildlich gut geschildert. Ich habe mich mitten in dieser Restaurantküche, in welcher der Kurs abgehalten wurde, stehen sehen. Das Aroma vielerlei Gewürze kitzelten regelrecht meine Nase und ich konnte den Geschmack der Gerichte fast auf der Zunge schmecken.
Die erwähnten einzigartigen landschaftlichen Phänomene und Sehenswürdigkeiten Islands konnte ich mir sehr gut vorstellen und wirkten beeindruckend.
Mit der Einarbeitung eines veganen Kochkurses wird zusätzlich zum Hauptthema der aktuelle Wandel im Bereich Ernährung angesprochen und mit der Einfügung von wundervoll leckeren Rezepten unterstrichen.
Fazit
„The Sky in your Eyes“ ist ein Roman, der mit seiner landschaftlichen Imposanz und aromatischen Kulinarik besticht, die essentiellen Aspekte wie das sozialkritische Grundthema, dessen Präsenz zwar absolut sinnvoll und wichtig ist, und die Lovestory, welche dem Ganzen einen Rahmen geben soll, wurden jedoch nicht ganz rund umgesetzt.
Wo ich eine tiefgreifende Handlung inmitten einer emotionalen Liebesgeschichte nach dem Motto „Herzsteuerung über Hirnzermarterung“ samt großem Herzklopfen zu finden hoffte, schwappten mir eher düstere Nebelschwaden in der Nacht entgegen und die Zuneigung der beiden Protagonisten zueinander hatte trotz aller Bemühungen nicht die nötige Kraft, sich gegen die Dunkelheit zu stellen.
Daher bleibt bei mir ein eher wankelmütiges Gefühl zurück und es schmerzt mich sehr, sagen zu müssen, dass mein Resümee sein Ziel nur im Mittelfeld zu finden vermag.
Erklärungen zu den Bewertungen findet Ihr hier.
- Kira Mohn
- The Sky in your Eyes – Island-Reihe 1
- Datum der Veröffentlichung: 16.11.2021
- Genre: New Adult/Romance
- Verlag: Rowohlt Taschenbuch/Romance von Rowohlt bei Kyss
- ISBN des Prints: 978-3499006630
- Seitenzahl des Prints: 336
- Dateigröße des eBooks: 5894 KB
- Gelesenes Format: Print
- Rezensionsexemplar: nein
- Verlags-Website
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