Klappentext
Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten:
Der kabaretteske Monolog »Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« beschert dem geneigten Leser Einblicke in das Leben des Vollblutverwaltungsgenies Hans Fredenbek, der sich in seinem ganz eigenen Gedankengewirr aus Aktenzeichen, Dienstverordnungen, statistischen Erhebungen zusehends verheddert. Es wird deutlich, dass er sich von dem Leben jenseits seines Büros nahezu völlig verabschiedet hat. Vor allem aber wird schonungslos aufgedeckt, dass es zwischen Slapstick und Tragik eine Nahtstelle gibt. Und dass diese Nahtstelle einen Namen hat. Und dass dieser Name Hans Fredenbek ist.
Einladung zum Klassentreffen:
In ihrer Schulzeit hatten Marina und Carsten eine Liebesbeziehung. Nach 20 Jahren soll ein Klassentreffen stattfinden. So meldet sich Carsten, einer der Initiatoren, auch bei Marina, deren Leben nach Schicksalsschlägen zeitweilig aus den Fugen geraten war. Die gemeinsame innige Zeit ist für sie längst Vergangenheit, ein Früher. Aber an Carstens Gefühlen hat sich anscheinend nichts geändert. Sein Anruf weckt auch bei Marina Erinnerungen. Das unverfänglich begonnene Telefonat führt beide in ein Wechselbad der Gefühle.
Über den Autor
Martin Schörle wurde 1960 geboren und arbeitet als Verwaltungsbeamter. Mit einer Lesung aus seinem ersten abendfüllenden Theaterstück, der kabaretteske Monolog „Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“ hat er am 29.04.2008 beim Autorenwettbewerb „Perlen vor die Säue“ im Literaturhaus Hamburg den 2. Platz belegt. Martin Schörle kennt das Theater aber auch aus der Sicht des Schauspielers. Seit den 90er Jahren wirkt er an etlichen Produktionen mit. Neu ist die Leidenschaft des Krimischreibens. 2010 erschien sein Kurzkrimi „Schöne Bescherung“ im Rahmen der Anthologie „Gepfefferte Weihnachten“. Martin Schörle wohnt mit seiner Familie in Hamburg.
Meine Meinung
Martin Schörle hat mir sein Buch mit zwei Theaterstücken zum Rezensieren angeboten. Anfangs war ich sehr skeptisch, denn mein letztes Theaterstück habe ich in der Schulzeit gelesen bzw. lesen müssen und verbinde daher mit diesem Genre das typische „Teenager-uncool und öde-und damit abgelehnt-Gefühl“. Aber ich bin zum einen immer neugierig und lasse mich zum anderen auch gern vom Gegenteil überzeugen. Zudem sprach mich der Klappentext nach zweimaligem Lesen doch irgendwie an und so kam es, dass ich mich in meinem Urlaub an der Ostsee an zwei Vormittagen in die für mich so fremde, weil längst vergangene und vergessene, Theaterwelt ziehen ließ.
In „Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“ schildert der Autor auf überaus unterhaltsame und witzige Weise den skurrilen Beamten Hans Fredenbek, der sich allein in seinem tristen Büro voller Aktenordner und Paragrafen einigelt. In seinen Monologen wechselt er zwischen depressiven, euphorischen, hoch cholerischen Phasen und trockenem Beamtengehabe und verliert sein reales Leben völlig aus den Augen. Ja, ich würde ihm sogar eine ordentliche Portion Zwangsverhalten unterstellen aber wenn er das hören könnte, würde er mich wahrscheinlich in eine öffentliche Toilette sperren, ein Sprechstundenschild an der Tür anbringen und ich müsste mir viele weitere emotionsgeladene Monologe über diesen oder jenen einzigartigen Radiergummi anhören. Zumindest weiß ich jetzt, dank Hans Fredenbek, warum ich auf einem Amt niemals jemanden ans Telefon bekomme.
Das Stück „Einladung zum Klassentreffen“ ist, im Gegensatz zu den reinen Monologen von Hans Fredenbek, primär in Dialogform geschrieben, ab und an gespickt mit Monologen und Rückblenden. Karsten und Marina führen ein Telefonat, welches alte Erinnerungen und Gefühle wieder aufleben lässt. Es ist eine richtig schöne Herz-Schmerz-Liebesgeschichte, die den Leser spielend leicht in seinen Bann zieht und nicht nur bei Karsten und Marina die Emotionen ordentlich durcheinander wirbelt. Mitleiden, Herzklopfen und ein Schmunzeln im Gesicht sind dem Leser garantiert.
Sämtliche Protagonisten sind ausgereift und verfügen über charakterliche Tiefe. Alle drei wirken so realitätsnah, dass man glauben könnte ihnen jederzeit in irgendeinem Büro bzw. Zug zu begegnen.
Martin Schörle hat sich zweier unterschiedlicher Schreibstile bedient. Während die Monologform des Hans Fredenbek etwas verschachtelt ist und man manche Sätze zweimal lesen muss, ist die Dialogform bei Karsten und Marina luftig leicht geschrieben. Beide Stile waren für mich aber auf ihre Weise reizvoll.
Martin Schörle zeigt auf, wie gut er sich in die verschiedensten emotionalen Welten einfühlen, sie bildhaft darstellen und mit Hilfe von reichlich, teils schrägem, teils richtig charmantem Humor dem Leser näher bringen kann.
„Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“ und „Einladung zum Klassentreffen“ sind zwei überaus unterhaltsame Geschichten mit ganz viel charakterlichem Charme. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und konnte dank Martin Schörle endlich mein jugendliches „Theater-ist-blöd-Vorurteil“ ad acta legen.
Meine Bewertung
Erklärungen zu den Bewertungen findet Ihr hier.
Autor: Martin Schörle
Titel: Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten/Einladung Klassentreffen
ISBN: 978-3-96008-408-2
Verlag: Engelsdorfer Verlag
Seiten: 119
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