Eigentlich liegen mir Märchenadaptionen nicht so sehr, weil ich meist zu „verkopft“ mit den Ursprungsgeschichten bin. Bei Fanny Becherts „Andrew im Wunderland“ lag die Sache aber etwas anders. Dieser nerdige Typ faszinierte mich irgendwie. Es reizte mich kolossal, zu erleben, was ihm im adaptierten -Wunderland- so alles widerfahren würde und was es mit dem sexy Häschen Lola auf sich hat.
Klappentext
„Warum hast du mich hergeholt?“
„Weil wir einen Helden brauchen, der uns rettet. Weil ich einen Helden brauche …“
Ich bin Andrew. Mitte zwanzig, Computernerd und mit meiner Nickelbrille und dem hageren Body bestimmt kein Supermodel. Auch kein Superheld, aber für diesen Zweck habe ich ja meine virtuellen Spiel-Charaktere. Mein Leben war ein ruhiger, gemütlicher Trott – bis zu dem Tag, als ich in ein verrücktes Paralleluniversum geriet. Ich rate euch eins: Lauft nie einem weißen Hasen hinterher. Auch nicht, wenn er eine sexy Bardame namens Lola mit Plüschohren und einem süßen Puschel am Po ist. Wieso? Weil ihr dann schneller, als euch lieb ist, einem gewaltigen Problem gegenübersteht: Ihr sollt der verdammte Held einer Geschichte werden. Problem erkannt? Dass ich Lola dennoch verspreche, Ludens City und die Fabelwesen, die dort gegen ihre Unterdrückung kämpfen, zu unterstützen, kann nur daran liegen, dass ich ein absoluter Vollidiot bin. Oder ein Freak, der jeden Sinn für Realität verloren hat. Sucht es euch aus.
Über die Autorin
Fanny Bechert wurde 1986 in Schkeuditz geboren. Als Kind träumte sie davon, Schauspielerin zu werden, spielte Theater, schrieb kleine Geschichten und verbrachte viel Zeit innerhalb ihrer lebhaften Fantasie.
Nach dem Schulabschluss absolvierte sie die Ausbildung zur Physiotherapeutin und übte diesen Beruf auch viele Jahre aus.
Erst 2012 griff sie mit dem Schreiben ein Hobby ihrer Kindheit wieder auf. Was zuerst ein Ausgleich zum Alltag war, nahm bald größere Formen an, und so veröffentlichte sie im Juni 2015 ihren ersten Roman im Fantasy-Genre.
Die Autorin hat außerdem großen Spaß an Lesungen und eine besondere Stimmfarbe. Nach Motivationen von Publikum und Verlegerin und einem professionellen Coaching sprach sie 2017 ihr erstes Hörbuch ein.
Heute ist Fanny Bechert nicht nur Autorin, sondern auch selbständige Hörbuchsprecherin und hat bereits viele Geschichten vertont. Die Physiotherapie, dessen Ausübung sie nie bereute, hat sie mittlerweile an den Nagel gehängt.
Sie lebt mit ihrem Mann, diversen Katzen, Schafen und Vögeln im Thüringer Vogtland.
Genre High-Fantasy:
Elesztrah 1-Feuer und Eis
Elesztrah 2-Asche und Schnee
Elesztrah 3-Blut und Federn
Elesztrah 4-Dunst und Schimmer
Dystopie:
Countdown to Noah 1-Gegen Bestien
Countdown to Noah 2-Unter Bestien
Urban-Fantasy/Adaption:
Andrew im Wunderland 1-Ludens City
Andrew im Wunderland 2-Toranpu Town
Liebesroman:
Ich wette, Du verliebst mich nicht
Wenns einfach so passiert
Anthologie:
Treulose Seelen
Weihnachtsstern und Winterglitzern
Meine Meinung
Intro
Von Fanny Bechert habe ich vor mehreren Jahren ihre Zombie-Dilogie „Countdown to Noah“ gelesen und bin mächtig begeistert gewesen.
Deshalb sind seitdem nach und nach sämtliche anderen Bücher der Autorin bei mir eingezogen. Ihr wisst ja, Buchsuchtis müssen bestimmte Bücher hauptsächlich ersteinmal besitzen und auf dem SuB ablegen. Sicher ist sicher. Außerdem fressen sie kein Brot und liegen dort geduldig in Warteposition.
Hier findet ihr übrigens meine, aus 2018 stammende, Rezension zu Band 1 „Gegen Bestien:
Das Print zu „Andrew im Wunderland-Ludens City“ zog auf der „Buch Berlin“-Der Berliner Buchmesse 2021 bei mir ein. Gelesen habe ich es aber erst jetzt, während der Herbstferien im Oktober. Erstmals bin ich sogar zweigleisig gefahren, indem ich mir das Hörbuch auf die Ohren gepackt und parallel das Printexemplar gelesen habe. Selbstverständlich tat ich das aber nicht zeitgleich.
Tagsüber hat mir Hörbuchsprecher Martin Kuupa mit seiner perfekt zu Andrew passenden Stimme sämtliche alltäglich zu erledigenden Dinge versüßt und abends habe ich die stets so gut riechenden, geliebten Papierseiten umgeblättert, welche ich für das Feeling des wirklichen Lesens immer so sehr brauche.
Ich muss sagen, diese Mischung aus Hören und Lesen hat mir wider Erwarten richtig gut gefallen und wird ab sofort immer mal wieder zur Anwendung kommen.
Kleine Neben-Info:
Die ursprüngliche Version „Alice im Wunderland“, welcher diese Adaption zugrundeliegt, stammt von Lewis Carroll und wurde erstmals 1865 veröffentlicht.
Zur Handlung
Nach einem seiner alltäglichen und oft viele Stunden andauernden Ausflüge in die virtuelle Welt des Computerspiels „Elesztrah“ trifft sich Andrew mit Kumpels auf einen oder mehrere Drinks in einem etwas zwiespältigen Etablissement. Dort begegnet er der Bardame Lola, die ihm ordentlich den Kopf verdreht.
Aufgrund einer fatalen Fehlinterpretation dieser so atemberaubenden Bedienung, welche sich als ein weißes sexy Kaninchen entpuppt, landet der Nickelbrille tragende PC-Nerd plötzlich in Ludens City, einer dreckigen, stinkigen Stadt voller fremdartiger Wesen. Während Andrew noch an eine Alkoholvergiftung samt krassester Halluzinationen und anderer fieser Begleiterscheinungen glaubt, erhoffen sich seine Entführer nichts Geringeres von ihm als die Befreiung aller unterdrückten Geschöpfe dieses fremdartigen Universums.
Die Figuren
Die Charaktere, ganz egal, ob es sich dabei um die Pro-und Antagonisten oder Sekundärfiguren handelt, wurden richtig schön lebendig und fantasievoll gezeichnet. Ich konnte sie in all ihrer Vielfältigkeit gut vor meinem geistigen Auge sehen.
Andrew ist ein absoluter Computerfreak und zockt sich am liebsten mit seinem Avatar durch virtuelle Sphären. Er verkörpert den absoluten Antihelden, der sich notgedrungen plötzlich real in einer Parallelwelt behaupten muss. Ich habe ihm all seine Gedanken und Emotionen abgenommen, die sich mit Fortschreiten der Geschichte plausibel verändern. Was mit totaler Verwirrung, Ungläubigkeit und Ablehnung begann, ging in schiere Faszination über und wurde schließlich von Akzeptanz und Wohlwollen abgelöst. Die Autorin hat ihren Protagonisten während seines Abenteuers reifen und aus sich herauskommen lassen, was seiner Entwicklung Authentizität und Glaubhaftigkeit verleiht.
Ich mochte besonders seine frische, direkte Ausdrucksweise und musste des Öfteren über seinen Witz und seine schrägen inneren Monologe lachen.
Lola ist eine sehr hübsche und vor allem -flauschige- junge Dame. Sie gehört zu den unterdrückten Fabelwesen und kämpft samt ihren Mitstreitern eisern gegen ihre Unterdrücker.
Der Schreibstil
Fanny Bechert hat einen flüssigen und wirklich gut zu lesenden Schreibstil, der es einem leicht macht, Andrew auf seiner sonderbaren Reise zu folgen.
Die Handlung ist schlüssig und sehr gut verständlich.
Vergleicht man die Ursprungsgeschichte um das kleine Mädchen „Alice“ mit der neuen Version um den jungen Mann „Andrew“ finden sich durchaus einzelne Parallelen, die Fanny Becherts Buch ganz klar zu einer Adaption machen. Dennoch hat sie es geschafft, eine ganz eigene, fantasievolle und bunte Welt zu zeichnen, die definitiv auch sehr gut für sich allein stehen kann!
Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die vielen Fassetten emotionaler Ebene zu transportieren. Der Leser*in wird Angst, Abneigung, Wut und Heimweh, aber auch Zuneigung, Verliebtheit, Mut und Entschlossenheit fühlen. Aber eine Gefühlsregung wird ganz wird besonders ausgelöst: das Glucksen und Kichern, wenn Andrew mal wieder eines seiner Zwiegespräche mit sich selbst führt.
Spannungstechnisch ist die Geschichte zumeist gut gefüllt, hätte für mich an ein paar kleinen Stellen aber ruhig noch ein wenig aufregender sein dürfen.
Das Setting ist absolut bildhaft in Szene gesetzt worden. Ich konnte mir diese schummerige und schmutzige Welt mit all seinen Bewohnern lebhaft vorstellen.
Fazit
Mit „Andrew im Wunderland-Ludens City“ hat Fanny Bechert einen wirklich sehr gelungenen Auftakt ihrer zweiteiligen Märchenadaption geschaffen, der mit seinem ganz eigenen, leicht düsteren Charme, den fantasievollen Figuren und einer sehr unterhaltsamen verbalen Schlagfertigkeit überzeugt.
Das Wiedersehen mit dem weißen Kaninchen, der grinsenden Katze, der Tee kochenden Maus, dem blauen Falter und dem Hutmacher weckt im Ansatz ein heimeliges Gefühl und lässt Kindheitserinnerungen aufflackern, ist aber dennoch so ganz anders als erwartet!
Es ist überraschend.
Es ist witzig.
Es ist frisch und frech.
Es ist flauschig und super sexy.
Es ist farbenfroh und gleichzeitig dreckig.
Es ist Ludens City!
Erklärungen zu den Bewertungen findet Ihr hier.
- Fanny Bechert
- Andrew im Wunderland 1 – Ludens City
- Datum der Veröffentlichung: 11.09.2020
- Genre: Märchen / Adaption / Fantasy
- Verlag: Sternensandverlag
- ISBN des Prints: 978-3038961444
- Seitenzahl des Prints: 346
- Dateigröße des eBooks: 2248 KB
- Gelesenes Format: Print + Hörbuch
- Rezensionsexemplar: nein
- Autoren-Website
- Verlags-Website
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