Klappentext
„Es heißt, vor vielen hundert Wintern erleuchteten unzählige Sterne den Nachthimmel taghell“, begann Ashanee und deutete hinauf in die Dunkelheit. „Doch etliche Sterne sehnten sich danach, der Welt Wärme und Wandel zu schenken und lösten sich daher vom Himmel. Begierig nach Macht, wollten manche so viel Einfluss wie die strahlende Sonne und vergaßen sich darüber selbst. Sie verglühten als Feuerregen und entstiegen den Flammen als Dämonen. Erfüllt von Hass, brachten sie Krieg und Mord über die Menschen. Die ruhigeren Sterne aber hüllten sich bei ihrer Ankunft in Wasser und Nebel. Sie verglühten nicht, sondern kühlten ab und wurden so zu Geistern des Mondes, die uns Schutz und Heilung gewähren, wenn wir ihrer würdig sind.“
Jamil starrte hinaus aufs Meer, während er der Legende lauschte. Er spürte die prickelnde Kraft des Mondes auf seiner Haut doch in seinem Inneren tobte ein fremdes, brodelndes Feuer. Der neue Fantasy-Roman von Farina de Waard, in dem ein junger Mann um sein Überleben – und um Frieden zwischen zwei Kulturen kämpft.
Über die Autorin
Farina de Waard wurde 1991 in Freiburg geboren und wuchs bis zu ihrem 16. Lebensjahr im Markgräfler Land auf. Anschließend nahm sie die Chance wahr, ihr 11. Schuljahr in Ohio, USA zu verbringen. Nach dem dortigen High School Abschluss ging sie direkt an die Universität Freiburg, wo sie ihr Bachelorstudium in Umweltnaturwissenschaften abschloss. Sie zeichnete, malte und fotografierte schon immer gern. Die Leidenschaft zum Schreiben packte sie im Alter von 14 Jahren nach einem intensiven Traum. Seitdem schreibt sie in jeder freien Minute. Sie ist fasziniert von der Natur und lässt diese Verbundenheit in ihre Bücher einfließen.
Sie gründete ihren eigenen Verlag und gibt ihren Büchern seitdem unter „Fanowa“ ein zu Hause. Im Dezember 2013 erschien ihr Debüt „Zähmung“, der erste Teil der „Das Vermächtnis der Wölfe“-Reihe Mittlerweile sind vier von sechs Teilen zuzüglich eines Prequels erschienen. Zur Zeit lebt, arbeitet und schreibt sie in der Nähe der Plöner Seen und studiert in Greifswald.
Meine Meinung
Auf Farina de Waard wurde ich über die damalige Blogtour zu „Treulose Seelen“, in der sie eine Kurzgeschichte aus „Jamil-Zerissene Seele“ zum Besten gab, aufmerksam. Seitdem schlich ich mich immer wieder auf ihre wunderschöne Homepage und bewunderte ihre Bücher. Und plötzlich hab ich es nicht mehr ausgehalten. Das einzigartige Cover von „Jamil“, der Klappentext und die Kurzgeschichte haben es mir zu sehr angetan. Ich musste es endlich haben. Und dieses Buch durfte dann auch gleich in meinen Koffer, um mit in den Sommerurlaub zu fahren.
„Jamil-Zerissene Seele“ ist unabhängig von der „Vermächtnis der Wölfe“-Reihe und mein erstes Buch von der Autorin. Ich kann aber gleich vorab sagen, dass es definitiv nicht das letzte Buch sein wird!
Die Handelsstadt Kas’Tiels wird überfallen und geht in Flammen auf. Nur wenige Menschen können sich mit knapper Not auf ein Schiff retten um zu fliehen. Unter ihnen befindet sich Jamil mit seinen Eltern und seinem Bruder Balor. Nach einer langen und beschwerlichen Fahrt stranden sie an einer fremden Küste und wollen dieses Land besiedeln. Doch sie sind nicht die einzigen Bewohner. Bei einer Erkundungstour trifft Jamil auf Ashanee, einer Jägerin der Sukrani, und hofft auf ein friedliches Arrangement. Doch nicht alle Menschen sind ihm gut gesonnen. Verrat liegt in der Luft und plötzlich nimmt das Schicksal einen dramatischen Lauf, der alles verändern wird.
Die Protagonisten sind wahnsinnig ausgereift und authentisch. Sowohl Jamil als auch Ashanee sind so wundervolle Charaktere, dass sie den Leser sofort in ihren Bann ziehen und sein Herz berühren. Jamil ist der Sohn des Rätors Aldo und somit Oberhaupt seines Volkes. Er ist ein junger, warmherziger und sozialer Mensch, der immer nur das Wohl seiner Mitmenschen im Blick hat, bis zum Wendepunkt seines Schicksals. Zwei überaus starke Mächte nehmen Besitz von seinem Körper, kämpfen um die Oberhand und drohen seine arme Seele zu zerreißen.
Ashanee ist eine talentierte Jägerin und in ihrem Glauben fest verwurzelt. Sie beweist im Verlauf wahren Mut, stellt ihr bisheriges Wissen in Frage und wächst über sich hinaus.
Die Nebencharaktere stehen aber den Protagonisten in nichts nach. Sie sind ebenso gut ausgearbeitet und überzeugen den Leser mit ihrer nachvollziehbaren Präsenz. Das Gefüge aller Akteure und ihre jeweilige Entwicklung rundet die Geschichte ab.
Farina de Waard hat einen wundervollen Schreibstil, er ist leicht zu lesen und überaus bildhaft, ein wahres Kopfkino flutet das Hirn des Lesers und reißt ihn mit. Die Story ist atmosphärisch dicht und spannend ab der ersten Seite mit hoher Steigerungsrate im Verlauf.
Primär spielt sich die Geschichte in der Nähe des sagenumwobenen Hara-Baums ab und trotz des eingeschränkten Settings gelingt es der Autorin in einem unglaublichen Maße, den Leser regelrecht an die Buchseiten zu fesseln und sämtliche Emotionen auszulösen. Ich habe mitgefiebert, mitgelitten, gehofft, gebangt, Hilflosigkeit, Wut und Herzklopfen verspürt. Selbst in der lesefreien Zeit hat mich das Buch nicht mehr losgelassen.
„Jamil-Zerissene Seele“ ist ein außergewöhnlicher und absolut emotionsgeladener Fantasy-Roman, der den Leser auf einzigartige Weise in eine atemberaubende Geschichte entführt. In einen Kampf zwischen Gut und Böse, Angst und Mut, Solidarität und Macht, Selbstlosigkeit und Habgier, Offenheit und Engstirnigkeit. Ein wundervolles Buch, welches ganz nebenbei und auf absolut unaufdringliche Weise eine zeitlose Message vermittelt.
Ich bin restlos begeistert und ab sofort ein großer Farina de Waard-Fan!
Meine Bewertung
Erklärungen zu den Bewertungen findet Ihr hier.
Autor: Farina de Waard
Titel: Jamil – Zerissene Seele
ISBN: 978-3-945073-66-7
Verlag: Fanowa Verlag
Seiten: 468
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